Uralte Eichen am Knorreichenstieg
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Knorreichen-Urwald
Wer sich  unter einem Urwald riesengroße, dicke Bäume von undurchdringlichem mit Schlingpflanzen durchsetztem Dickicht umgeben vorstellt, wird zunächst etwas enttäuscht sein. Das was er am Knorreichenstieg vorfindet, entspricht deiesem Bild in keinster Weise, ist aber dennoch ein ursprünglicher, vom Menschen unbeeinflusster Wald. Der Standort auf dem sich dieser Wald herausgebildet hat, stellt hohe Anforderungen an die Bäume. Extrem steile Hanglage, felsiger Untergrund und großflächige Blockhalden die sich durch Erosion weiter verändern, stellen größte Herausforderungen an jeden einzelnen Baum. Die Vegetationsperiode ist durch extreme Trockenphasen gekennzeichnet, da der größte Teil der Niederschläge, unerreichbar für die Wurzeln der Bäume haltlos durch das Geröll versickert, ohne  genutzt werden zu können. Die nebelfeuchte Winterperiode bringt da kaum Abhilfe und fördert eher das Wachstum der Moos- und Flechtengesellschaften im Schattenbereich der Bäume. Der Dickenzuwachs der Bäume ist unter diesen Bedingungen nur minimal,

Der Wanderweg führt uns durch einen vom Menschen unbeeinflussten Naturwald. Einen kurzen Stamm und weitausladende, schlangenähnliche Äste kennzeichnen die extremen Wuchsbedingungen für diese uralten Eichen.

sodass selbst mehrhundertjährige Eichen von kleiner Gestalt sind oder skurrile Formen hervorbringen. Selbst die Fortpflanzung der Bäume wird durch diese Bedingungen stark gebremst. Zwar werden genügend keimfähige Früchte z.B. Eicheln produziert, doch die meisten kommen, wenn sie nicht gerade von Tieren gefressen werden, nicht über das Stadium der ersten Blattbildung hinaus, da die Wurzeln keine Erde finden die der Pflanze Feuchtigkeit und Mineralien liefern. Selbst wenn die Anfangsbedingungen vorhanden sind bleiben die meisten, oft erst Jahre später, auf der Strecke. Wer hier bestehen will, muss einen langen Atem haben. Diese harten Bedingungen haben einen besonderen Wald geschaffen, einen urtümlichen, eben einen Urwald!

Der Weg durchschneidet eine große offene Grauwacken-Blockhalde und gibt den Blick auf den Edersee frei. In Schattenbereichen der Bäume, haben sich auf den Blockhalden stellenweise reichhaldige Moos- und Flechtengesellschaften (Rentierflechten) herausgebildet.

Blatt-, Strauch- und Krustenflechten sowie verschiedene Moosarten, sind den wechselnden Bedingungen der Sommertrockenheit und Winterfeuchtigkeit gut angepasst.

Die Grauwackeplatten an der Blockhalde sind im Laufe der Jahrzehnte von Krustenflechten überzogen wurden. Die Raupe des Flechtenbär  (Nudaria mundana) frißt auf Steinen wachsende Krustenflechten.

Eichentotholz ist voller verborgenem Leben.

Im Mulm dieser uralten Eiche können sich verschiedene Käferarten entwickeln.
Nachdem die morsche Eiche vom Sturm gefällt wurde, bietet der übriggebliebene Wurzelstock noch viele Jahre den Hirschkäferlarven eine Nahrungsgrundlage.
Hirschkäfer sind Nachtaktiv und deshalb am Tage nur selten zu sehen.

Der Hirschkäfer bewohnt alte Laubwälder in wärmeren Lagen, wo sich viele alte Bäume befinden. Das Weibchen bevorzugt Eichen zur Eiablage, nimmt aber auch Buche,  Ahorn, Weide und Ulme. Die Larven entwickeln sich im Mulm der Baumstümpfe, wobei sie sich bis in die Wurzeln hinein fressen. Die Entwicklungsdauer beträgt etwa 5-8 Jahre. Die Verpuppung findet in einem großen, aus Holzmulm gefertigten, Kokon statt. Die Größe des schlüpfen- den Käfers hängt von der Qualität des Nahrungsangebotes ab. Durch schlecht ernährte Larven entstehen Hungerformen, die viel

 kleiner und schwächer sind als die normalen Exemplare, die eine Größe bis max. 75 mm erreichen können.

Goldglänzender Laufkäfer (Carabus auronitens) Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus)

Im Spaltensystem der Blockhalden und unter Totholz leben eine ganze Reihe von Laufkäfern, die dort auf der Jagd nach Schnecken, Würmern und Insekten sind. Der Größte von ihnen ist mit einer Länge von 30 - 40 mm der Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus), eine auch tagaktive Art. Auffallend durch seine goldrote oder goldgrüne Färbung ist der nachtaktive Goldglänzende Laufkäfer (Carabus auronitens) der eine Körperlänge von 20 - 32 mm erreicht. Auf der Nahrungssuche besteigt er auch Bäume bis in 6m Höhe.

Blätter und Früchte der Eiche dienen vielen Tierarten  als Nahrungsgrundlage.

Eichenblätter ernähren viele Insektenarten wie z.B. den Maikäfer. Seine Vorliebe für Eichenlaub gab dem Eichenspanner, einer Schmetterlingsart den Namen. Die schlanken, rotbraunen mit Querwülsten und Warzen bedeckten  Raupen sind in Ruhestellung kaum zu erkennen und sehen eher wie ein unscheinbares Ästchen aus. Auch die Eichenschrecke bekommt man selten zu sehen. Nur  wenn sie durch eine Gewitterschauer vom Sturm heruntergeweht wurden, kann man sie  beim aufsteigen an der rauen Eichenborke beobachten. Neben den vielen Kleinsäugern ist es der Eichelhäher der gerne Eicheln frisst, aber auch immer einige versteckt, wobei er sie eingräbt und oft später nicht wieder findet. Durch dieses Verhalten ist der eine oder andere neue Baum entstanden, was dem Vogel auch die Bezeichnung “Gärtner des Waldes”  eingebracht hat

Lange Zeiträume wird es dauern, bis die entstandene Lücke durch einen neuen Baum geschlossen wird. Nur selten erreichen die alten Eichen am Knorreichenstieg einen starken Stamm. Die extremen Bedingungen lassen dies nicht zu.

Fotos und Copyright  Klaus Bogon
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